Sonntag, 18. März 2012

Kalenderblätter gehn aus ...

Der Frühling kommt auch hier in Russland mit großen Schritten näher. Draußen hat es schon seit fast 2 Wochen regelmäßig Plusgrade, die Sonne findet immer öfter ihren Weg über die Hochhausdächer in meine gute Stube, Spaziergänge ohne Sonnenbrille scheinen provokativ, die Schmelzbächlein reißen tiefe Narben in den Strand und unsere kleine vorgelagerte Insel, die Neva trägt nur noch hie und da ein paar eisige Flößer. Der Finnische Meerbusen trotzt den Temperaturen da noch mehr, muss dem ‚Langes‘ aber schon große Zugeständnisse machen. Eisfischer, Kite-Surfer und Spaziergänger ‚auf (!) hoher See‘ sind eher als nostalgische Überbleibsel der letzten Monate vorhanden. Es gibt nur mehr wenige, die waghalsig genug sind und sich hinaus aufs Eis trauen, neben Pfützen, tiefen Rissen und großen schon offenen Stellen. Doch sie geben sich noch nicht ganz geschlagen vom herannahenden Frühling, der Winter wird noch ausgekostet.

strand

vogel

Ich freu mich eigentlich schon auf den Frühling, war lange genug weiß und grau. Die Vögel zwitschern schon anständig, bald kann ich die Balkonsaison eröffnen ;) Die Sonne zeigt sich, wie gesagt, schon viel öfter. Zu den Mittagsstunden ist mein kleines Zimmer, das ich zurzeit alleine bewohne (Pauline hat leider eine Wohnung in der Stadt gefunden), sonnendurchflutet. Herrlich, warm, sonnig. Und ganz lustig, die Großstadt lässt wie so oft einen netten Vergleich mit der Heimat zu:

Bei mir zuhause in Berg gehören die ‚Drei Jauken‘ zum Küchenfenster-Panorama dazu. Sie begleiten uns rund ums Jahr, mit den Jahreszeiten verändert sich auch immer unser Blick auf sie. An den drei Jauken lassen sich die Anstrengungen des Frühlings jedes Jahr miterleben. Die Sonne, die es an Winternachmittagen nicht über die schneebedeckten Berggipfel schafft, steigt mit zunehmender Nähe zum Frühling jeden Tag höher. Bald gelingt es ihr, die Spitzen der Jauken fast zu überwinden, für einige Zeit gibt sie sich aber damit zufrieden, einfach hinter dem ersten ‚Gupf‘ zu verschwinden um bald drei Berge weiter rechts wieder aufzutauchen und abendliche Grüße zu senden.

Und wie das Schicksal das so will, hab ich sowas ähnliches wie die drei Jauken auch hier in Petersburg: auch aus Stein, aber von Menschenhand geschaffen. Das Gebäude gegenüber von unserem Studentenheim macht sich gut als Jauken-Ersatz (: Die Sonne hat es mittlerweile schon geschafft übers Dach hinaufzuklettern, aber die ganz hohen Stellen, da wird’s noch ein bissl brauchen, bis sie auch darüber hinaussteigt. Jetzt muss sie sich noch damit begnügen zu warten, bis sie an den hohen Biestern vorbei ist, dann kommt sie ein zweites Mal zu mir ins Zimmer. Danach heißts einfach in die Küche wechseln, da scheint sie dann noch eine Stunde ^^

jauken

Die Kalenderblätter … ja, da komm ich gar nicht so schnell mit, die immer gleich umzudrehen, wenn schon wieder ein Monat vorbei ist. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, verfliegt. Grad hat mir noch mein Bruderherz von der Wand herunter zugelacht, und schon ist März, und mein Cousin und meine Tante begrüßen mich mit Frühlingsblumen. Lang dauert’s nicht mehr, dann sind sie auch wirklich da – eineinhalb Wochen, dann kommt Besuch aus der Heimat ((: Ich freu mich schon!

Kalender

Na dann, liebste Grüße aus dem Norden, пока, bis bald (:

Montag, 12. März 2012

Präsidentschaftswahlen

Bin über einen Artikel einer Studentin der Slavistik Wien gestolpert. Darin beschreibt sie ihre Eindrücke der Wahlen 2012 und von Petersburg.

http://slavigru.univie.ac.at/?p=1257

Freitag, 9. März 2012

8.März - internationaler Frauentag

Gestern war der 8. März. In Russland ein Feiertag. Den Frauen zu Ehren ist frei, (fast) niemand muss arbeiten, es wird gefeiert, in Blumenläden sind auch noch um 11 Uhr abends Menschenschlangen. Für mich war's eigentlich ein Tag wie jeder andere, nur dass die Leute, die man so trifft - seien es Freunde, Kassierer, Kellnerinnen, Ticketverkäufer im Bus - einem gratulieren: С праздником 8 марта!

Am Abend hab ich ein super Erlebnis gehabt, ich war auf einem Event jenseits des Finnischen Meerbusens, im 300-Jahre-Park. So schön, schaut euch einfach die Bilder an:
Lichtermeer

Montag, 27. Februar 2012

Maslenica - Масленица

Maslenica, das ist der Name, der letzten Woche. Der gestrige Sonntag stellt den Höhepunkt dar, hier https://picasaweb.google.com/Christine.Fritzer/Maslenica2012?authuser=0&authkey=Gv1sRgCNeFsMLrpMqhNg&feat=directlink gibts Bilder von einer Feier, die ich besucht habe.

Ein interessantes Video zum Thema ^^



Eine kurze Erklärung der Festlichkeiten folgt, geklaut von Wikipedia.

Masleniza

Die Masleniza (Betonung auf der ersten Silbe; russisch Масленица; dt.: Butterwoche) ist ein traditionell russisches Fest am Ende des Winters, das eine Woche dauert. Wie der deutsche Karneval ist sie eine ursprünglich heidnische und keine christlich-orthodoxe Feier; doch seit der Christianisierung Russlands, korrespondiert sie mit dem christlichen Festzyklus. Während verwandte Bräuche in allen orthodoxen Kulturen existieren, beschäftigt sich dieser Artikel speziell mit der russischen Form dieses Brauchtums.

Namensherkunft

Maslenitsa bezeichnet die Woche vor Beginn der orthodoxen Fastenzeit. Der Name - Maslo bedeutet auf Russisch Butter - rührt daher, dass in dieser Woche den orthodoxen Gläubigen der Verzehr von Fleisch bereits untersagt, aber der von Milch, Milchprodukten, Eiern und Fisch noch erlaubt ist.

Zeitlicher Verlauf

Die Maslenitsa ist ein sehr ausgelassenes Fest, bei dem vor dem Fasten nochmal ausgiebig der Völlerei gefrönt wird. In ihrer traditionellen Form ist sie mit verschiedenen Brauchtümern verbunden, die zum Teil an feste Tage im Wochenlauf geknüpft waren. Zentral und im Volk am verbreitetsten sind die Verbrennung der Masleniza-Puppe sowie Bliny (Pfannkuchen) als Speise zu dieser Zeit. Diese werden zum Fest sowohl pur als auch mit verschiedenen Füllungen gegessen. Der traditionelle, vollständige Verlauf der Masleniza ist in Russland wie folgt:

Der Montag war der Tag der Begrüßung, an dem die Maslenitsa, vor allem von den Kindern, freudig willkommen geheißen wurde und man aus Stroh eine große Puppe, die Maslenitsa-Puppe, bastelte.

Der Dienstag war der Tag der Spiele, an dem es allerlei Straßenvorstellungen, Schauspiele und Bälle gab und die jungen Leute sich auf Brautschau begaben.

Am Mittwoch, dem Tag des Leckermäulchens, fanden sich die Schwiegersöhne zum feierlichen Bliny-Essen bei ihren Schwiegermüttern ein, wofür sich die Schwiegersöhne aber am Freitag, dem Schwiegermutterabend ebenfalls mit einem Bliny-Essen zu revanchieren hatten.

Der Donnerstag galt vor allem den jungen Ehepaaren. Die im vergangenen Jahr frisch Vermählten versammelten sich öffentlich und stellten sich paarweise auf, um unter Anfeuerungen der Zuschauer ihre Liebe füreinander auszudrücken.

Der Samstag, der Tag des Abschiedes, wurde mit Verwandtenbesuchen begangen.

Seinen Abschluss fand das Fest am Sonntag, dem Tag der Vergebung, mit dem feierlichen Verbrennen der Maslenitsa-Puppe. Unter Umarmungen bat man sich gegenseitig um Vergebung für vergangene Verfehlungen, um befreit von Altlasten den Frühling beginnen zu können.

Die Puppe, die am Ende verbrannt wird, hat traditionell verschiedene Formen. Im neuen Russland hat sich eine Figur in Frauengestalt durchgesetzt, in älteren Zeiten waren regional auch Tier- oder Fellmantelpuppen üblich. Sie sind meist aus Stroh gefertigt.

Geschichte

Das Fest geht auf vorchristliche, slawische Traditionen zurück. Es wurde von Anfang an zur Verabschiedung des Winters und vor der Christianisierung der Ostslawen zur Ehre des slawischen Fruchbarkeitsgottes Weles gefeiert. Seinen heutigen Namen bekam es im 16. Jahrhundert, bis zu dem es zeitgleich eine Art ausgedehntes Neujahrsfest darstellte und mit dem deutschen Silvester vergleichbar war. Nach der damals im russischen Volk gültigen Tradition begann das Jahr mit dem Frühlingsanfang. Hieraus entwickelte sich nach der Durchsetzung des westlichen Kalenders die Masleniza zu einem reinen Fest zur Verabschiedung des Winters, ähnlich wie in Deutschland Karneval, Fastnacht und Fasching, jedoch mit anderen Inhalten. Unter anderem wird an der Maslenzia traditionell kein Alkohol getrunken. Der Höhepunkt der Masleniza-Tradition war das 17. bis 19. Jahrhundert.

Nach der Oktoberrevolution von 1917 wurde die Feier der Butterwoche in Russland verboten und die Ausübung des Brauchs ging stark zurück. Sie hielt sich vor allem in ländlichen Gebieten im kleineren Rahmen. Die Masleniza-Tradition lebte jedoch bereits kurz nach dem Ende der UdSSR wieder auf und entwickelte sich nach dem Millennium zum Volksfest mit Jahrmärkten und Umzügen, in das traditionelle Elemente der Feier aus der Zarenzeit integriert wurden. Sehr große Masleniza-Feierlichkeiten gibt es in und bei Moskau, wo das Fest als touristische Attraktion durch die Stadtbehörden gefördert wird. Eine Örtlichkeit für die Feiern ist dabei eine zentrale Bühne auf dem Roten Platz.

Der Alltag …

Es ist wahrlich schon ein Alltag eingekehrt, seit ich im September angefangen habe, St. Petersburg meine Heimat zu nennen. Leider beinhaltet dieser Alltag auch, dass es weniger Einträge gibt, aber die Hoffnung stirbt zuletzt – hin und wieder schaffen es meine Finger, meine Motivation und mein Laptop gemeinsam zusammenzufinden und schreiben ein paar Worte für euch nieder.

Im Alltag, der sich hier ganz fein gestaltet, gibt es so viele kleine Dinge, über die ich mich einfach sehr freue … Die kleinen Dinge im Leben sind das, was ich so schätze, sie sind das, was auch den Alltag erlebnisreich macht. Zum Glück habe ich mir noch nicht abgewöhnt, mich über diese schönen kleinen Dinge zu freuen, und jeden Tag darf ich aufs Neue feststellen, dass das Leben einfach spitze ist. Danke an alle, wirklich an alle, jeder einzelne von euch trägt dazu bei. Es ist so schön zu sehen, wie viele Freunde diesen Blog lesen.

Der Alltag … ja, er wurde letzte Woche durch ein bisschen Farbe aufgemöbelt! Das ganze letzte Semester hatten wir einen schwarz-weißen Duschvorhang. Er war ok, aber ich hab mir schon seit langem gedacht, der sollte mal ausgetauscht werden. Und voila – was finde ich letze Woche, als ich nachhause komme? Einen neuen bunten, verspielten Duschvorhang. Wer das wohl war? Ein Heinzelmännchen. Lustigerweise hat keiner in unserer kleinen WG eine Ahnung, woher das Geschenk kam … (:

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Ich bin auch voll froh, dass ich mich mit meinen neuen Mitbewohnerinnen (Vera, Mina und Pauline) sehr gut verstehe. Ungeplante gemeinschaftliche Abendessen und wildes Geplaudere kommen nicht selten vor.

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Ein bissl zusammensitzen mit meiner französischen Zimmerkollegin Pauline zur nächtlichen Stunde, ein guter Wein ist bald gefunden, ein Buffet aufgebaut … es kann so einfach sein (:

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Der nächste Besuch hier in St. Petersburg lässt nicht mehr lange auf sich warten, am 29. März ist es soweit, gleich 3fach. Meine Tante und Cousin werden für eine Woche ein paar Abenteuer mit mir erleben. Und Lisa, meine Zimmerkollegin vom letzen Semester, kommt auch für 2 Wochen nochmal nach Petersburg, freu mich schon auf euch alle!!!

Samstag, 25. Februar 2012

Demo vor den Wahlen

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Heute, 14:00 bis 16:00, Demo. Ein Marsch durch Petersburg, sehr friedlich, ewig lang. Hab gehört, es sollen zwischen 10 000 und 12 000 Leute gewesen sein. Die Polizei war stark vertreten, fast alle mit Helm geschmückt.

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Fahnenschwenker aus allen Reihen.

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Ihr Spruch: „Сначала у нас украли подвалы и чердаки, а потом наши голоса“ – Meine freie Übersetzung: „Zuerst haben sie unsere Keller und Dachböden gestohlen, jetzt unsere Stimmen“

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2012 - Wahlen ohne Wahl

Auch meine Studienkollegin Nina war bei der Demo: http://piter-i-nina.blogspot.com/2012/02/anti-pudding.html?spref=fb

Sonntag, 19. Februar 2012

Zuhause in Piter

Mit dieser kleinen feinen Zusammenfassung geht eine schöne erste Woche wieder zurück in Petersburg zu Ende.
Am Sonntagmorgen sind Raphi, Philipp und ich mit dem Nachtzug aus Moskau gekommen. (Zur Erklärung, das sind liebe Freunde aus Wien, mit denen ich in Moskau war, dann waren sie für ein paar Tage hier in St. Petersburg, danach ging’s für sie wieder zurück nach Moskau um als Kampfrichter bei einem Jiu Jitsu Turnier teilzunehmen. Heute sind sie wieder nach Wien zurückgekehrt.) Kalt war’s, aber die Sonne hat sich wieder mal zu uns in den Norden gesellt, also nicht so schlimm. Am Sonntagabend waren wir dann zusammen mit Alissa, ihrem Mann Sasha und ihrem Sohn Seva in einer Sovjetbar, sie heißt Vmeste – Вместе, das heißt soviel wie ‚gemeinsam. http://www.delclub.org/board/sankt_peterburg/kafe_restorany_bary/kafe_v_meste/141-1-0-464 Das war ziemlich genial. Einfach eine Wohnung, wie sie früher eingerichtet war vor dem Zerfall der UdSSR, eine Theke gab‘s noch und alle möglichen Sachen, die heute nicht mehr so standardmäßig gegessen bzw getrunken werden. Haben tolle Limonaden mit vorzüglichen Geschmacksrichtungen verkostet. Eine weitere Besonderheit in dieser ‚Wohnung‘ ist, dass man sich Spiele ausleihen kann, die Auswahl umfasst an die 100 Spiele, wenn ich mich recht erinnere.

Am Montag ging’s gleich mit der Uni los, 3 Stunden Russischkurs, sehr fein. Am Dienstag wollten Raphi, Philipp und ich ins Nabokov Museum, leider nicht möglich – im Winter gelten andere Öffnungszeiten. Das wurde uns auch am Mittwoch zum Verhängnis, als wir das Kriegsschiff ‚Aurora‘ besichtigen wollten. http://de.wikipedia.org/wiki/Aurora_%281900%29

Am Dienstagabend wieder brav Uni, am Mittwochvormittag und Nachmittag auch, danach ging’s weiter zum Eishockeyspiel: SKA (St. Petersburg) gegen DYNAMO (Riga). Sehr spannendes Spiel für einen nicht Fachmann ;) Für die letzten zwei Minuten hat Dynamo überhaupt ohne Tormann gespielt! Cool ;)

Donnerstagabend ging‘s unverhofft ins Kino, es war soooo lustig ^^ ‚Значит, войнa!‘ haben wir uns angeschaut, auf Deutsch ‚Das gibt Ärger‘. Lang schon nicht mehr so viel glacht im Kino!

Am Samstag, also gestern, hat dann das Wochenendprogramm gestartet. Am Nachmittag sind wir mit ein paar Freunden zu einem Winter-Kite-Surf-Wettbewerb gegangen. Nur zuschauen ;). Es war so schön. Stattgefunden hat das alles auf dem zugefrorenen Finnischen Meerbusen, ziemlich cool. Zuerst sind wir ewig weit mit den Öffis gefahren, dann irgendwo in der Pampa ausgestiegen und zu Fuß noch einen schönen Winterspaziergang gemacht. Der Wettbewerb war ziemlich faszinierend. Die Teilnehmer hatten Schi oder Snowboard angeschnallt, teilweise echt ganz normale Schi, und einen Schirm ähnlich dem vom Paragleiten aufgespannt. Und so bewegen sie sich auf dem Eis fort, drehen ihre Runden. So schön zum Zuschauen!

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Am Abend bin ich mit Curt (aus Oklahoma) und Dan (aus London) spontan zu einem genialen Konzert gegangen. Am Anfang hab ich mir noch gedacht, ich würd jetzt lieber zuhause schlafen. Aber als ich die Musikinstrumente der Band gesehen hab und vor allem, als sie dann angefangen haben zu musizieren und zu singen, war ich hin und weg!!! Die Show hieß ‚Folk to Folk‘. Dabei handelt es sich um ein musikalisches Projekt, das die Verschmelzung von nord-norwegischen Volksmusikklängen mit der Volksmusik aus Karelien (Russisches Gebiet, das früher zu Finnland gehört hat) zum Ziel hat. Schlichtweg genial!!! Würd gern eine Hörprobe zur Verfügung stellen, find aber grad nix brauchbares … auf jeden Fall ist unter dem Namen ‚Susanne Lundeng‘ einiges zu finden, sie war eine der Musikerinnen, die zum Gelingen dieses Abends beigetragen haben.

Heute, Sonntag, stand ein Treffen mit dem russischen Jugendrotkreuz an, sie haben sowas wie ein Kulturzentrum eingerichtet. Sie wollen so etwas wie eine Plattform für den internationalen Austausch schaffen, wollen russische Kultur und Tradition weitergeben, helfen, die Stadt und ihre Vielfalt kennenzulernen und so weiter. War heute ein schönes erstes Treffen, ich hoffe es folgen noch viele weitere!

So das war’s fürs Erste, wünsche morgen allen einen guten Wochenstart und die Möglichkeit, das Besondere in den einfachen Dingen zu sehen, so dass alles zum Erlebnis wird ;)

Mittwoch, 8. Februar 2012

Und die Reise geht wieder los

Genau heute vor 5 Monaten und 10 Tagen, genau auf der selben Couch, genau in der selben Wohnung, genau im selben Wien ging's zum ersten Mal auf zum Piter nach Russland. Genau hier bin ich damals gesessen und hab überlegt, ob lange Hose oder kurze. Diese Frage stellt sich heute nicht. In St. Petersburg hat es die ganze letzte Woche kaum mehr als -20°, für Moskau sagt die Prognose für morgen so um die -15°.

Ein knappes halbes Jahr ist vergangen und St. Petersburg ist wirklich zur Heimat geworden. Morgen geht's wieder Richtung Heimat, mit 3-tägigem Zwischenstop in der eisigen Hauptstadt. Ich freu mich schon auf ein neues Semester voller Herausforderungen, spannender Erlebnisse und auf viele neue Bekannte und Freunde!

So schicke ich nun diese Botschaft von genau der selben Couch, in genau der selben Wohnung, in genau dem selben Wien mit fast genau dem gleichen Gefühl der Vorfreude und der Unwissenheit was vor mir liegt in die Welt und wünsche einstweilen eine gute N8. ((:

Donnerstag, 19. Januar 2012

Eis Eis Baby ...

Die Uhren ticken hier anders, die Kalenderblätter folgen nicht den gewohnten mitteleuropäischen Naturgesetzen. Kein Wunder, dass ich etwas in Verzug geraten bin und euch viele Geschichten, schöne Erinnerungen und Abenteuer enthalten habe.

Vorgestern, mittlerweile schon vor einer Woche, war hier „старый новый год – Starij Novij God – altes neues Jahr“. Das wollte ich eigentlich zum Anlass nehmen, um endlich mit dem Blog ins neue Jahr zu starten. Naja, die Möglichkeit hab ich dann wohl versäumt. Dafür hat sich eine neue aufgetan: Heute waren Lisa und ich Eisschwimmen. Brrr, kalt, aber es hat sich gelohnt!
Schon vor über einem Monat haben wir beschlossen, am 19. Jänner, da haben wir was vor! Wir nehmen am alljährlichen Eisschwimmen teil, das hier in St. Petersburg an diesem Tag an mehreren Stellen durchgeführt wird. Unsere Freundin Alisa hat alles organisiert, und so standen wir heute um halb eins bei der Metrostation Vasileostrovskoe und warteten gespannt auf den Beginn unseres Abenteuers.

Hmm, um ehrlich zu sein, war mir heute Morgen beim Aufstehen schon kalt, nach dem Duschen auch noch, und auch beim Anziehen. Uff, und es war alles andere als warm, als ich schließlich auf dem Gehsteig Richtung Bushaltestelle spazierte, fest entschlossen, oder doch nicht?!, die geplante Aktion durchzuziehen. Es kam mir vor, als würden sich alle Leute, die mich so eingemummt und mit dem vollgestopften Überlebens-Rucksack bestückt sahen, genau wissen, wo sich mein Ziel befand, was es mit meinen Gedanken auf sich hatte und vor allem, wie kalt mir war. Ihre Blicke schienen mich schon auszulachen, mein Vorhaben ins lächerliche zu ziehen und mir zu prophezeien, dass heute nicht einmal meiner kleiner Zeh frische Luft schnappen würde, geschweige denn mein ganzer Körper in Sommer-Strand-und-Palmen-Outfit über das Neva-Ufer schlendern würde um sich schließlich ins kalte (eiskalte) Nass zu begeben. Hmm … mal abwarten.

Der kalte Wind preschte über meine schon knallroten Wangen und wollte mir vorschlagen, vl doch den Schritt zurück ins Warme zu wagen. Aber, da kann man nichts machen, „душа просит“, was so viel bedeutet, wie „die Seele bittet darum/die Seele verlangt danach“. Wonach? Na klar, nach Abenteuer, nach Schritten auf Neuland, nach Schwimmen im Eis.

Alisa hat uns wie vereinbart bei der Metrostation abgeholt, froh im warmen Auto zu sitzen ging‘s Los: Alisa (Fahrer), Dan (Co-Pilot), Lisa und Tini (Initiatoren). Wohlwissend was wir alle dachten, sahen wir uns vor dem Aussteigen noch mal in die verunsicherten Augen – sollen wir wirklich? Uff. Na klar. Давай/Davaj!

Auf unserem Streifzug über die Haseninsel, wie die Insel, auf der sich die Петропавловская крепость /Petropavlovskaja Krepost‘/Peter-Pauls-Festung befinden, auch liebe voll genannt wird, trafen wir hie und da auf Menschen mit auffällig gefüllten Plastiksackerln (nasses Handtuch und Badesachen). Das waren sie, unsere Mitstreiter, sie hatten den Gang ins erfrischende, befreiende, kühle Nass schon hinter sich. Als wir schließlich auf der anderen Seite der Festung wieder hinauskamen, nach rechts abbogen und uns der Wind so spöttisch so richtig entgegenschlug, hatten wir unser Ziel erreicht.

Wir sahen eine kleine Menschenansammlung am Fuße der Peter-Pauls-Festung, wo die Neva leicht zu erreichen ist. Sie hatten sich der Wand entlang in kleinen Gruppen aufgestellt, die Anziehsachen auf kleine Haufen zusammengeworfen, keine beheizten Zelte oder Ähnliches, keine Rettungsmannschaft für Notfälle, kein unnötiger Schnickschnack. Die einen waren schon fertig, die anderen hatte den es noch vor sich. So gesellten wir uns zur Runde dazu, suchten einen Platz, wo wir uns ausziehen konnten und gehörten dazu. Nach wenigen Sekunden stand schon eine Frau mit Kamera vor Lisa und mir uns wollte von uns erfahren, was wir denn von der крещение bzw. vom окунуться в прорубь erwarteten. Hmm … was erwarteten wir uns?

Крещение/Kreshenie bedeutet soviel wie Taufe. Dieses ganze Ritual des Eisschwimmens gilt eigentlich als Erneuerung des Taufgelübtes und wie in diesem Artikel von der heutigen Kleinen Zeitung beschrieben, http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/2926239/moskauer-befreiten-sich-eisbad-suenden.story, befreit man sich von den Sünden. Ich wusste nicht so recht, was antworten. Auf der einen Seite, ja, wie in der Kleinen Zeitung beschrieben, es war eine Mutprobe. Aber eher eine Mutprobe für uns selbst. Wir, Lisa und ich, haben dieses Semester so viel Geniales erlebt, das wollte wir schön abrunden, einen würdigen Abschluss dafür finden. Und jedes Ende ist ein Neuanfang. In diesem Sinne habe ich geantwortet, dass wir zwei Austauschstudentinnen hier in St. Petersburg sind und dass wir während der Monate hier so viel Schönes erlebt haben, dass unsere Zeit nun zu Ende geht, dass dieses Eintauchen in das Eis ein Ende und Neubeginn ist. Dass es auch einen Beweis und ein Zeichen unserer Freundschaft darstellt.

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So, fertig ausgezogen, ging’s los zum „Strick“, der von der Festungsmauer ins das Eisloch führte. An ihm konnte man sich festhalten, um über den vereisten kleinen Hügel ins Wasser abzusteigen. Hmm, Problem – das Seil selbst war komplett vereist, das heißt: Halt = 0. Tja, trotzdem haben Lisa und ich es (gemeinsam!) geschafft, wir haben unser Schicksal (das Seil) in die Hand genommen, sind tapfer ‚hügelab‘ marschiert, rein ins Wasser, dreimal bis zu den Ohren untergetaucht, raus aus dem Wasser, versucht, am vereisten Seil über den vereisten Hügel (was mit eisigkalten nassen Füßen sehr spaßig ist) hinauf Richtung Schuhe, Handtuch und Kleidung zu gelangen.

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Uff, wir haben’s geschafft!!!! ((: Unsere Hände haben sich zwar wie Krabbenscheren und unsere Füße wie unbewegliche Eisklumpen angefühlt, aber was soll’s? Душа просит und wir haben natürlich nachgegeben und alles getan, um sie zufrieden zu stellen. ((:

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ein tapferer Russe

Alisa war so nett und hat vorsorglich Tee für uns mitgebracht, hat Fotos gemacht, hat Handtücher gehalten, Schuhe zugebunden (danke, das hätten meine Finger nicht geschafft), beim Anziehen geholfen, lästigen Reportern erklärt, dass wir sie nicht verstehen, ist auch Dan mit Rat und Tat zur Seite gestanden, hat den Tag zu dem Erfolg gemacht, der er schließlich für uns war!

Dan, unser Londoner Weggefährte, wurde während den Vorbereitungen, während dem Warten und nach dem Untertauchen (ja, er hat es über die Ohren hinausgewagt und hat sich ganz den kühlen Strömen der Neva hingegeben) von einem Fernsehteam interviewt, Lisa meint eine Norwegische Flagge an der Kamera gesehen zu haben. Dan hat sich tapfer gegeben, und hat sich mit uns soooo gefreut, dass wir alle das wirklich gemacht haben!

Danke für diesen schönen Tag, danke für dieses einzigartige Erlebnis, danke es nicht allein gemacht zu haben, danke, dass unsere Finger, Zehen, Hände und Füße wieder voll durchblutet sind, danke, dass das Leben jeden Tag Möglichkeiten bietet, die es uns möglich machen, immer wieder aufs Neue zu beweisen, dass das Leben einfach wunderbar ist ((:


PS: ich hoffe, dass ich in nächster Zeit den Dezember noch mal aufrollen werde und ein paar Erlebnisse mit euch teile, das bin ich euch auf jeden Fall schuldig ...

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Links zu Blogs von Freundinnen, die auch in St. Petersburg sind. So könnt ihr Dinge erfahren, die ich euch unterschlage und vielleicht mehr Fotos sehen ;) Blog von Lisa: http://likoergoeseast2011.blogspot.com/ Blog von Nina: http://piter-i-nina.blogspot.com/

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Zitate

"Leben heißt nicht, darauf zu warten, bis der Regen vorbei ist. Leben heißt, zu lernen im Regen zu tanzen." (Zig Ziglar) "Die beiden schönsten Dinge sind die Heimat, aus der wir stammen, und die Heimat, nach der wir wandern" (Heinrich Jung-Stilling).

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